Lageplan der Feldbahn des Dietesheimer Gemeindebruchs

Am Dietesheimer Gemeindebruch gab verschiedene Betreiber: Vor 1934 wurde er von der Gemeinde betrieben, danach von der Westdeutschen Harstein Gesellschaft (WHG), ab 1959 von der Mitteldeutschen Harstein Industrie (MHI, vormals Firma Rousselle).

 

B1 : Sturzgerüst zur Schiffsverladung (Betonfundamente nach 1980 abgerissen)

B2 : Rampe zum Sturzgerüst (nach 1980 Gleise entfernt, zumindest teilweise eingeebnet)

B3 : Bahnübergang (nach 1980 Gleise entfernt, Gleise im Anschluss wurden schon vor 1978 entfernt)

B4 : Hauptbahndurchlass und Blauer See

B5 : Unterführung Pfaffenbrunnenweg ("Tunnel")

B6 : frei gelegter Gleisrest an der ehemaligen Werkseinfahrt (ehemals umzäuntes Gelände)

B7 : Trafohäuschen "Rapunzelturm"

B8 : ehemaliger Bremsberg


(Plan wegen rechtlicher Bedenken entfernt)

Skizze von Matthias Koch (Leipzig) nach einer alten Luftaufnahme. Kurz hinter Punkt B6 (ehemalige Einfahrt in das eingezäunte Werksgelände) beginnen umfangreiche Gleisanlagen.

Streckenbegehung

B1


Wir beginnen am Mainufer, dem nördlichen Ende der Strecke. Hinter der Hecke, hinter dem Fahrrad ist der Main. Das Ufer war hier früher frei, dort wo das Rad steht, standen bis etwa Anfang der 1980er Jahre noch die nackten Betonpfeiler eines ehemals größtenteils hölzernen Sturzgerüstes, von dem aus schwere Basaltbrocken von den Kipploren in Schiffe verladen wurden.


Die Steine waren recht grob und dienten zur Befestigung von Flussufern.


Es kann sein, dass sich das Gerüst noch ein Stück hinter dem Rad, an einer Stelle die heute im Fluss liegt, befand. Im Zuge einer großen Schleusensanierung, wurde der Fluss ausgebaggert und wahrscheinlich auch verbreitert.

So sah es hier zur Betriebszeit der Bahn aus.

 

(Sammlung Matthias Koch, Leipzig)


(Aufnahme wegen rechtlicher Bedenken entfernt)

B2


Von derselben Stelle, nach Süden fotografiert. Etwas links vom Weg verlief die heute nicht mehr erkennbare Erdrampe zum Sturzgerüst.

Auf der Rampe lagen bis Ende der 70er / Anfang 80er Jahre noch die Feldbahngleise, als der Bahnbetrieb vielleicht schon seit 15 oder 20 Jahren eingestellt war.

B3


Hier befand sich noch bis Ende der 70er der Bahnübergang über die B43 (mit dem eingelassenen Gleis!).



Das Gleis lag hier am rechten Rand desWaldweges.

Der Blick zurück zur ehemaligen Rampe - wo sich heute ein Parkplatz befindet.

Hier eine Aufnahme aus ähnlicher Perspektive zur Betriebszeit der Bahn. Auf dem Damm erkennt man eine offene Diesellok und eine Lore. Die Aufnahme wurde durchs Heckfenster eines Autos gemacht.

 

(Sammlung Matthias Koch, Leipzig)


(Aufnahme wegen rechtlicher Bedenken entfernt)

Ab hier ist die ehemalige Trasse frei und bis zum Rand der Grube erhalten.

B4


Bald steht man am ehemaligen Durchlass unter die Hauptbahnstrecke Hanau-Offenbach. Der moderne Teil, die Überführung der S-Bahn, kam erst in jüngster Zeit hinzu, lange nach dem Abbau der Feldbahn.

Der ältere hintere Teil ist noch original aus der Betriebszeit.

Gleich rechts vom Bahndurchlass liegt der Blaue See.

Heutzutage ist der Blaue See etwas verkleinert durch die S-Bahn Trasse.

Hier war wahrscheinlich eine der ersten kleineren Basaltgruben.

Am Bahndurchlass der Blick zurück Richtung Main. Die "Feldbahn-Hauptstrecke" kommt von rechts und macht hier eine relativ enge Rechtskurve. Links geht es ein kurzes Stück zum Blauen See.

Im alten Teil des Durchlasses.

... Blick zurück.

Kurz hinterm Bahndurchlass liegt das Flurstück Auf dem Rath, wo schon 1836 mit Basaltabbau begonnen wurde. Hier führt eine zugewucherte Senke, ein künstlicher Geländeeinschnitt rechts von der Trasse ins Nirwana - bzw. in einen Tümpel.

Etwa bis hier führte in den 1920er Jahren die erste Feldbahn mit der ungewöhnlichen Spurweite von 720mm. Es gab eine kleine Dampflokomotive aus der Heilbronner Maschinenfabrik mit etwa 30PS Leistung. Die Wagen - damals Holzkastenkipper - wurden vor Ort selbst gezimmert. Nur die Beschläge, Lager und Achsen wurden zugekauft.


Später wurde der Abbau dann von einem anderen Betreiber zur weiter südlich liegenden Grube im heutigen Oberwaldsee verlegt und eine neue Bahn mit der üblichen Spurweite von 600mm gebaut. Ab dann gab es aber hier nur noch Dieselbetrieb.

B5


Das markanteste noch existierende Bauwerk ist dieser Durchlass oder "Tunnel" unter dem Pfaffenbrunnenweg, gemauert aus den orginal Dietesheimer Basaltsteinen.


Die modernen Geländer und die Abschlusskante aus Beton sind Zutaten neueren Datums.

Dieselbe Stelle - aufgenommen von Matthias Koch, 1968. Die Gleise lagen noch.


(Aufnahme Matthias Koch, Leipzig, 1968)

Wir befinden uns nun an der Stelle, wo die alte Feldbahntrasse von der Zufahrt zum alten Steinbruch Teufelskaute (heute Schützenvereins-Domizil) abzweigt.


Blick zurück durch beide Durchlässe (Pfaffenbrunnenweg und Hauptbahn).

Das Schild Lorenweg und dieselbe Bezeichnung auf der hier aufgestellten Wandertafel ist der einzige Hinweis auf Feldbahnen am Gailenberg überhaupt.


Ein paar Erläuterungen und Bilder für den interessierten Spaziegänger wären vielleicht ganz nett ...


Durch das Brennesselfeld in der Senke verlief die Trasse, die hier in einer leichten Rechtskurve vom breiten Fahrweg zur Teufelskaute abzweigt.

An der gleichen Stelle im Jahr 1968 nach Einstellung des Betriebes.

 

Aufnahme von Matthias Koch. Im Hintergrund soll noch ein Lorenfahrgestell zu sehen sein.

 

Damals soll es einen Unfall gegeben haben, bei dem sich spielende Kinder schwer verletzten.


(Aufnahme Matthias Koch, Leipzig, 1968)


Auf einem schmalen Pfad folgen wir der Trasse in die Wildnis.

Gleich am Anfang liegt links neben der Trasse dieser Tümpel. Ende der 70er befand sich darin noch die Mulde einer Kipplore.


Im Herbst war der Tümpel ausgetrocknet - auch dann keine Spur mehr davon.


Vielleicht hat sie irgendwann ein Altmetallsammler mitgenommen ...?

Im weiteren Verlauf ist der Pfad fast von den Nesseln überwuchert.

... Wildnis

Irgendwann ist auf der Trasse im Geländeeinschnitt kein Weiterkommen mehr ...

Kurz vor Punkt B6 auf der Karte zweigt der Pfad scharf rechts ab und führt kurz darauf an diesem verwunschenen Tümpel mit der eingewachsenen Hütte vorbei.


Wir sind falsch abgebogen - hier kann die Trasse nicht weiter gegangen sein (später landen wir an der Hundeschule am Pfaffenbrunnenweg).


Wir müssten also wieder zurück zum Abzweig des Pfades aus dem Geländeeinschnitt, der von hier aus genau hinter der Hütte am Tümpel liegt.


Nur: dafür bräuchte man eine Motosäge, eine Machete und literweise Authan gegen die Mückenplage.

Denn: die Trasse ist in ihrem weiteren Verlauf hinter der Hütte völlig zugewachsen, umgstürzte Bäume behindern den Weg!

Ein wenig Feldbahnarchäologie

B6

 

Bei einer anderen Gelegenheit schaffen wir es dann doch, uns durchzukämpfen bis zur ehemals eingezäunten Einfahrt in das Grubengelände.

 

Der Geländeeinschnitt ist hier nach Stillegung der Feldbahn quer durch einen Erdhaufen versperrt worden. Oben auf dem Hügel findet man heute noch die Reste eines Stacheldrahtzauns.

 

Etwa 10-15 Meter davor konnte ich mich erinnern, lag vor gut 30 Jahren noch ein Stück Gleis.

 

Bei einer Freilegungsaktion haben wir es tatsächlich - mehr durch Zufall - dann Wiederentdeckt!

... so ganz stimmt die Spur nicht mehr. An der linken Seite sind die Kleineisen bzw. die Bolzen durchgerostet, sie liegen hier nur fürs Foto lose auf.

 Die Gesamtsituation: Wahrscheinlich liegen hier noch 1 oder 2 komplette Gleisjoche - bis zum Erdhügel im Hintergrund.

Die Details und Messungen am Gleis verraten:

 

Es handelt sich hier um ein Heeresfeldbahn Gleisjoch aus dem 1. Weltkrieg, mit S10 Feldbahnprofil (= 10 Kg Gewicht pro Meter).

 

Nach der Freilegungsaktion überklettern wir den Erdhügel - hier steckt noch ein Stück Schiene.

 

Hinter dem Wall ist noch ein kurzes Stück des Einschnitts, dann überqueren wir einen Pfad. Hier ist das Gelände eben - es ist nicht wirklich klar wie hier die Trasse genau weiter verlief.

 

Fakt ist, dass ab hier alles voller Gleise lag. Zwischen hier und der Grube befanden sich Abstellgleise, Lokschuppen, Verladerampen und näher an der Grube auch ein riesiger Brecher.

 

Irgendwo schlummern sicher noch ein paar Fundamente unterm Waldboden.

Wir befinden uns oberhalb von Punkt B5, wo etwa die Gleise kurz vor der Grube den Fahrweg kreuzten.

An der Wegkreuzung zur heutigen Aussichtsplattform in die abgesoffene Grube - heute der Oberwaldsee.

Die Grube - der Oberwaldsee. Blick in südwestlicher Richtung.

Blick nach Nordwesten - etwa hier, rechts vom Aussichtspunkt muss sich der Bremsberg der Feldbahn in die Grube befunden haben.


Leere Loren wurden mithilfe eines Seiles über eine Steile Rampe in die Grube herabgelassen und die vollen mithilfe derselben Vorrichtung wieder herausgezogen.


Bremsberge gab es hier in einigen der Gruben.

Alte Aufnahmen des Bremsberges

 

(Sammlung Matthias Koch, Leipzig)


(Aufnahme wegen rechtlicher Bedenken entfernt)

(Aufnahme wegen rechtlicher Bedenken entfernt)

(Aufnahme wegen rechtlicher Bedenken entfernt)

B7


Der "Rapunzelturm" ist ein ehemaliges Trafohäuschen der Grube, das sich in der Nähe der Gleisanlagen befand.


Auf alten Aufnahmen ist hier kein Wald, Brecheranlagen und dieser Turm stehen völlig frei in der Nähe der Grube. Daher ist der Turm eine wichtige (die einzig verbliebene) Landmarke zur Orientierung.

 

 Der Turm hat sein Überleben wahscheinlich der Tatsache zu verdanken, dass er inzwischen die Heimat von Eulen oder Fledermäusen wurde.